Intels Halbleiterfabriken sind sehr schlicht gestaltet

2022-05-27 17:33:58 By : Ms. Candy Zhang

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So will Intel in Magdeburg bauen: ein bisschen mehr gestalterischer Ehrgeiz dürfte es schon sein. Bild: dpa

Toll, dass Intel Milliarden in Halbleiterfabriken in Magdeburg investiert. Schade, dass kein Wert auf gute Architektur gelegt wird. Dabei wäre die so wichtig.

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D ie Summe, die der Chiphersteller Intel in den nächsten Jahren in Magdeburg investieren möchte, ist gewaltig: 17 Milliarden Euro, am Ende womöglich sogar 80 Milliarden sollen in den Bau von Halbleiterfabriken fließen. Für Architekten, die diese Berufsbezeichnung verdienen, scheint der amerikanische Konzern allerdings keinen müden Euro übrig zu haben. Die bisher veröffentlichten Außenansichten der neuen Fabrik sind deprimierend geraten. Der Haupteingang führt in einen klobigen Bürotrakt, wie ihn auch Hörgerätehersteller oder Kosmetikunternehmen in jedem beliebigen Gewerbegebiet errichten könnten, die Fassade kommt mit einer Kombination aus weißen Blechpaneelen und blauer Sonnenschutzverglasung daher. Die im Hintergrund erkennbaren Produktionshallen in Kistenform sollen offenbar mit einer Haut aus grauem Metall verkleidet werden.

Wehmütig erinnert man sich an Zeiten, in denen Großunternehmen wie die AEG von Architekten wie Peter Behrens repräsentative Fabrikgebäude entwerfen ließen. Nicht nur auf die Außenfassaden beschränkte sich der Gestaltungswille, selbst in den Katakomben, in die kaum ein Arbeiter seinen Fuß setzte, gab man sich Mühe mit Details. Und noch in der Nachkriegszeit, als das Geld knapp war, pflegten die Fabrikherren gestalterischen Ehrgeiz. Egon Eiermanns inzwischen abgerissene Taschentuchweberei im badischen Blumberg war ein Beispiel dafür. Es ist nicht genau zu datieren, wann die Bauherren in der Industrie das Interesse an Architektur verloren haben.

Womöglich spielt für diese Entwicklung eine Rolle, dass die Entscheidungen immer häufiger von angestellten Konzernmanagern gefällt werden. Die wenigen positiven Ausnahmen, die es in den vergangenen drei Jahrzehnten hierzulande zu vermelden gab, sprechen für diese These: Der Möbelhersteller Vitra in Weil am Rhein etwa, der nicht nur für seine Schauräume, sondern auch für die Produktionshallen Architekten aus der ersten Reihe beauftragt hat, befindet sich in Familienbesitz. Gleiches gilt für den Medizinbedarfshersteller B. Braun, der James Stirling und Michael Wilford für seinen großartigen Hauptsitz im nordhessischen Melsungen engagierte.

Man kann dem Land Sachsen-Anhalt und der Stadt Magdeburg keinen Vorwurf machen, dass sie ihre Erfolgsaussichten für die Ansiedlung von Intel nicht durch Forderungen nach einem ansprechenden Äußeren belasten wollten. Aber vielleicht geht der Bauherr selbst noch einmal in sich. Ganz abgesehen davon, dass gute Architektur die Arbeit als solche angenehmer macht, teilt sie etwas über das Selbstverständnis des Unternehmens mit. Nicht nur mittels Bildern, sondern durch direkte Anschauung. Den künftigen Standort an der A 14 passieren jetzt schon 50 000 Fahrzeuge am Tag. Wäre klug, deren Insassen nicht nur durch schiere Größe beeindrucken zu wollen.

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Intels Halbleiterfabriken in Magdeburg sind sehr schlicht gestaltet.

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