„Keine Reflektion der Ahlener Stadtfarben“

2021-10-22 08:47:32 By : Mr. Frank Song

Der Verein „Stadtbild Deutschland eV“ lässt den Siegerentwurf des Dortmunder Büros Gerber Architekten für das neue Stadthaus in Ahlen nicht locker.

Der preisgekrönte Entwurf von Gerber Architekten für den Neubau des Ahlener Rathauses findet nicht überall einen ungeteilten Befall. Der Verein „Stadtbild Deutschland“ mit Sitz in Frankfurt äußert Kritik in einem offenen Brief an Oberbürgermeister Dr. Alexander Berger.

Darin fragt Manuel Reiprich, wie „diese Wahl gestalterisch begründet werden kann“. Allerdings will Reiprich seine Frage ausdrücklich "nicht als Kritik an der Entwurfsarbeit des erstplatzierten Architekturbüros Gerber" verstehen.

"Es stellt sich vielmehr die Frage, ob bei der Ausschreibung der Bedingungen für den Wettbewerb (...) ausreichend auf die Einhaltung gestalterischer Mindestanforderungen geachtet wurde", schreibt der Dortmunder stellvertretende Vorsitzende des Verbandes.

Auch bei der Wahl der Fensterformen in den bisherigen Visualisierungen des Siegerentwurfs gibt es keine erkennbare Vielfalt.

Der Historiker begründet seine Kritik wie folgt: „Die eintönige Rasterfassade des Siegerentwurfs zum Beispiel lässt keine Reflektion der gewachsenen Ahlener Stadtfarben erkennen. Auch bei der Wahl der Fensterformen in den bisherigen Visualisierungen des Siegerentwurfs ist keine Veränderung erkennbar. "

Beim Betrachten des Siegerentwurfs fällt sofort auf, dass die klassische Dreiteilung einer Gebäudefassade in Sockel-, Mittel- und Dachbereich nicht berücksichtigt wurde. Diese Dreiteilung verleiht der Fassade eines Gebäudes Ordnung und Struktur und ist eine der Grundvoraussetzungen für gestalterische Anforderungen.

„Dieses Prinzip fehlt auch den anderen Entwürfen im Wettbewerb“, argumentiert Reiprich. Von diesem Grundprinzip kann man abweichen, wenn das Gebäude eine originelle Form hat, um allein dafür ein „Hingucker“ zu sein. Aber das ist nicht der Fall. Stattdessen stehen die Ahlener nur noch vor einem „einfachen neuen Verwaltungsgebäude in Form einer Kiste“. Im Folgenden stellt der Autor die Frage, ob ein neues Rathaus nicht ein Mittelpunkt für die Bürger sein sollte, mit dem sie sich identifizieren können.

Die aktuell unsichere Wirtschaftslage sollte eigentlich Sparsamkeit erfordern.

Reiprich weiter: „Dazu zählen auch die ökologischen und ökonomischen Aspekte: Die Bauwirtschaft trägt maßgeblich zum CO2-Ausstoß bei und die aktuell unsichere Wirtschaftslage sollte eigentlich an Sparsamkeit erinnern. Ist ein Rathausneubau dieser Größenordnung wirklich notwendig? Könnte es nicht kleiner sein? „Die enthusiastischen Reaktionen der Politiker stehen in diametralem Gegensatz zu den Meinungsäußerungen in den sozialen Medien, die ganz anders gelesen werden können und eine breite Ablehnung der Bevölkerung suggerieren.

„Im Sinne einer lebenswerten Umwelt und einer größtmöglichen Identifikation der Ahlener mit ihrer ‚Stadtregierung‘ möchten wir vorschlagen, dass die Bürger in Form einer Volksabstimmung darüber abstimmen, was für ein Rathaus sie sein möchten‘ regiert' ab", so Reiprich weiter, dessen Verband sich in seinen Leitlinien für "harmonische Stadtentwicklung und ansprechende Architektur" einsetzt und sich gegen "ersetzbare, banale Neubauten" ausspricht.

Als gelungene Beispiele für den Neubau in historischen Quartieren unter Einbeziehung der Bürger bezeichnet Reiprich die Projekte Neustädter Markt in Dresden oder die Entwicklung des Römers in Frankfurt.